Unser Ziel waren eigentlich die französischen
Seealpen rund um Nizza. Früh morgens um 5 Uhr begann unsere Reise
und zu Anfang schien Petrus uns wohl gesonnen zu sein. Doch schon
bald änderte sich dies, und es jagte bis zum Abend eine Regenschauer
den anderen, mit gelegentlichen Aufhellungen. So durchfuhren wir Deutschland,
auf unterschiedlichen Autobahnen, der Länge nach, bis wir in Weil
am Rhein ankamen. Dort angekommen wollten wir dann die Grenze zur Schweiz
auf der Autobahn überqueren. Doch an der Zollstation sollten wir sogleich
umgerechnet 50,-DM Autobahngebühr abdrücken. Dies lag nun ganz
und garnicht im unserem Interesse, zumal wir vorhatten ab hier unsere Reise
auf Landstraßen fort zu setzen. So drehten wir mit Unterstützung
der Zollbeamten kurzer Hand um, und versuchten unser Glück direkt
in der Stadt Weil am Rhein. Es dauerte auch nicht lange und wir hatten
die Grenze mit den so gesparrten
50,- DM überschritten. Doch nun in Basel, auf schweizerischer Seite,
begann der Ärger. Da Basel zur dieser Zeit anscheinend eine einzige
Baustelle war und Basel ohnehin für seine Einbahnstraßenführung
bekannt ist, entschlossen wir uns, nach unzähligen Irrfahrten durch
Basels Häuserschluchten, mit Hilfe unserer Kompanten, die wir auf
unseren Tankrucksacken plaziert hatten, unseren Weg zu finden. |
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Und siehe da, in "Null Komma Nichts" hatten
wir Basel hinter uns gelassen und strebten unserem ersten Etapenziel
Lusanne entgegen. Dort angekommen suchten wir uns einen Campingplatz und
fanden einen direkt am Genfer See. Nach diesen An- strengungen freuten
wir uns auf unsere erste warme Mahlzeit an diesem Tag. Am nächstenMorgen,
nachdem
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sich das Wetter gebessert hatte, ging es
dann dem Dreiländereck Schweiz, Italien und Frankreich entgegen. So
dauerte es auch nicht lange bis wir auf Schotterpisten, abseits der Hauptverkehrswege,
unseren ersten Gipfel erfuhren. Hierbei machten wir, als bekennende Flachlandtiroler,
unsere ersten Erfahrungen,
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mit voll beladenden Motorrädern bei langen,
schmalen und starken Steigungen bzw. Gefällen, so das uns nicht immer
ganz wohl zu Mute war.Doch dies sollte sich in den nächsten Tagen
bald ändern. Doch mit jedem weiteren abgespulten Kilometer steigerte
sich unserer Mut und anscheinend auch userer fahrerisches Können.
So wurden die nächsten drei Tage für uns zu einem waren
Motorradfestival, denn selbst schwierigste Schotterpassagen, Serpentinen
und Passüberquerungen meisterten wir vorzüglich.Jedoch wurden
wir abrupt auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und mussten leider
feststellen das Motorradfahren auch seine gefährlichen
Seiten hat. Denn als wir grade gegen Abend mal wieder beim Abstieg von
einem Gipfel waren verlor Markus in einer engen Rechtskurve auf Geröll
die Kontrolle und landete quasi kopfüber im Graben. Hierbei hatte
Markus noch Glück im Unglück, da er sich überhaupt nicht
verletzte und sein Maschine bis auf einen gebrochnen Kupplungshebel und
einigen "Kampfspurren" unbeschadet blieb. |
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Nachdem Markus sich dann in neutraler Gangstellung
ins Tal rollen ließ, besorgte Jens im übernächsten Ort
einen neuen Kupplungshebel. Jedoch war auf der Schnelle kein Original Honda-Kupplungshebel
für seine Afrikatwin zu bekommen und so mußte sich Markus mit
einem überteurten Yamahahebel zu frieden geben, der übrigens
genau passte und auch heute noch in Funktion ist. Nach diesem Schreck steuerten
wir dann sogleich den nächsten Campingplatz an und danken dem Motorradgott,
so fern es ihn denn geben sollte, bei einer Dose Bier, für den glücklichen
Ausgang dieses Abenteuers. Doch trotz dieser Geschichte
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stecken wir
nicht zurück und so wurden der folgende Tag im nachhinein zum
Tag der Passüberquerungen. Denn nicht weniger als sieben Hochgebirgspasse
in nicht weniger als drei Ländern (Schweiz, Italien und Frankreich)
überquerten wir an diesem Tag. Die Anzahl der Serptinen und Kurven
die wir hierbei durchfuhren ging mathematisch |
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gesehen schon fast ins Unendliche. So ist es
nicht verwunderlich das wir am nächsten Tag beschlossen unser eigentliches
Ziel, Nizza, wieder in Angriff zunehmen, und uns, wie kaum zu glauben ist,
auf lange Graden freuten.Abends in Nizza angekommen suchten wir uns
den nächsten Campingplatz und fanden einen für den Komfort den
er bot viel zu überteuerten Campingplatz. Doch dafür entschädigte
uns der Ausblick auf das nächtliche |
Lichterspiel von Nizza und Monte Carlo, und
so freuten wir uns schon auf Morgen. Früh morgens fuhren wir dann
an die Strandpromenade von Nizza und wurden leider enttäuscht von
dem was wir dort sahen. Denn bis auf das wenige grün einiger Palmen
schien betongrau die bevorzugte Farbe der dortigen Stadtplaner zu sein.
Auch drängten sich schon die ersten Touristen auf den winzigen Strandabschnitten
und es war abzusehen das gegen Mittag in einer Sardinenbüchse mehr
Platz sein würde. Enttäuscht kehrten wir dem "weltberühmten"
Nizza den Rücken und fuhren in das nur wenige Kilometer entfernte
Monte Carlo. Dieses entsprach schon eher seinen Ruf, denn dem kleinen Königreich
war überall sein Pomp und Luxus anzusehen. Auch waren einige Straßenabschnitte
die man aus der Formel 1 kannte ohne weiteres wieder zu erkennen. Und so
machten wir in dieser Atmosphäre der reichen Jetsetter am Hafen erst
einmal eine kleine Rast, während hinter uns millionenschwere Jachten
im Hafenwasser langsam vor sich hindümpelten. Als bald machten wir
uns auf um das Hinterland, die eigentlichen Seealpen, zu erkunden und schraubten
uns auf engen in den Fels gehauen einspurigen Straßen in die Höhe.
Hierbei bot uns immer wieder ein wunderschöner Ausblick auf die Côte
d`Azur. Doch irgendwie hatten wir beide nicht das Gefühl das unser
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Reiseziel, die
fanzösische Seealpen, unsere Motorrad-Abenteuer-Lust für die
nächste Woche befriedigen könnte. Deshalb beschossen wir kurzerhand
unsere Reise entlang der Mittelmeerküste in Richtung Spanien fort
zu setzen. Doch vorher machten wir noch einen kleinen Absteher zum Grand
Canyon du Verdon, quasi dem Grand Conyon Europas, ungefähr 80 Km nord-westlich
von Nizza. Hier fand wir eine atemberaubende Naturkulisse vor, ein echter
Geheimtip für Motorradfahrer mit seinen zerfurchten Schluchten, wilden
Gebirgspässen und wunderschönen Seen. |
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