Frankreich 1995
Die  erste  Reise  mit  dem  Motorrad

1. Tag (24. Juli 1995)
Nachdem Jens am Vorabend bemerkt hatte, daß der TÜV seiner XT bereits seit 4 (!!) Monaten abgelaufen war(Anm.: Sie tut übrigens auch perfekt ohne den Stempel auf dem Nummernschild :-)) ), schien es so als müßten wir den Abreise-Termin doch um einen Tag nach vorne verlegen. Doch wir hatten Glück, denn er bekam sofort früh morgens einen Termin beim TÜV. Die Untersuchung dauerte gerade mal fünf Minuten, weil es an der XT nichts zu bemängeln gab. (Er war übrigens nicht so gut auf den Menschen vom TÜV zu sprechen: 5min Arbeit = 50 DM Gebühr) Ein kleiner Umweg nach der TÜV-Prüfung bescherte Jens dann noch einen Gas-Kocher.Endlich um 11:40 Uhr ging die Reise bei strahlendem Sonnenschein los. Wir verließen unser Heimatdorf (irgendwo im Emsland) in Richtung Rheine, um über die A 30 nach Holland zu gelangen. Nachdem die Autobahn in Holland ihren Namen wechselte (A30 in A1), wechselten wir auf die A 50 in Richtung Belgien. Auf der Fahrt durch Holland waren schließlich ein Tankstop und drei kurze Pausen von Nöten. Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir die eigentlich langweilige Fahrt über's platte Land wirklich genossen. Mag sein, daß es am guten Wetter lag, aber die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf holländischen Autobahnen (120 km/h) haben bei uns wohl eher das gemütliche Dahinzuckeln verursacht.

Erster Tankstop
Erster Tankstop in NL
Erste Rast
Erste Pause
An der holländisch-belgischen Grenze haben wir abermals getankt und Ollie hat für jeden von uns 50 DM getauscht.Auf der belgischen A1 ging es dann erstmal weiter in Richtung Antwerpen. Noch nie dagewesen und sofort verfahren. Dieses Mißgeschick kostete jeden von uns umgerechnet 5 DM, weil wir unnützerweise einen Tunnel durchfahren hatten, für den eine Gebühr erhoben wurde. Nicht besonders ärgerlich, denn der Umweg (und die Gebühr) war nur gering - das Einzylinder-Gepolter im Tunnel dagegen ein echter Ohrenschmaus :-)) Schließlich fanden  wir aber dann doch noch den Weg (N49) zur belgischen Ärmelkanalküste.Kurz vor Brügge nahmen wir die Chance war, im Mutterland der fritierten Kartoffelstreifen noch einen Happen selbiger zu uns zu nehmen. Wir mußten feststellen, daß die Pommesmit Mayo in Belgien ja wirklich um einiges besser schmecken als in heimischen Gefilden. Danach noch mal kurz tanken und weiter auf der N49 bis nach Knokke-Heist (belgische Küste), wo wir dann endlich zum ersten Mal den Ärmelkanal sehen konnten.Wir wechselten hier von der N49 auf die N34, die entlang des Ärmelkanals führte. Kurz vor der französischen Grenze wies uns dann eine riesige Hebebrücke in die Schranken (45 min Zwangspause, wegen zwei riesiger Containerschiffe, die passieren wollten).Während wir die Grenze überschritten, ging die Sonne langsam unter und die Dämmerung brach herein. Unser erstes Etappenziel war also erreicht - Erstmal nach Frankreich kommen. Leider mußten wir jedoch feststellen, daß hier bereits alle Campingplätze aufgrund der vorangeschrittenen Stunde geschlossen waren. So fuhren wir also an den Strand, um uns einfach in die Dünen zu legen. Doch auch das Vorhaben scheiterte, da einfach noch zu viele Spaziergänger (und Polizisten) unterwegs waren. In Bray-Dune fanden wir schließlich nach einigem Suchen in der Nähe eines Krankenhauses ein stilles Plätzchen hinter einem Trafohäuschen. Nach fast 12 Stunden rollten wir hier also die Schlafsäcke zwischen den XTs aus, kochten noch ein Süppchen und legten uns schlafen.

Erste Übernachtung hinter 'nem Stromhäuschen
click makes big
Beeindruckend

2. Tag (25. Juli 1995)
Als wir morgens um 8 Uhr aus unseren taubedeckten Schlafsäcken krochen, begrüßte uns die Sonne am klaren hellblauen Himmel. Wir packten eilig unsere Sachen und machten uns wieder auf den Weg entlang des Ärmelkanals (D 940). In einem kleinen Dorf hielten wir schließlich kurz vor Mittag, um uns jeder eine Tasse heißen Kaffees und Croissants zu gönnen. Nach einer halben Stunde saßen wir wieder im Sattel und schlängelten uns über die Küstenstraße D940 durch kleine Dörfer wie Baulogne oder Wissant. Zwischendurch machten wir immer wieder einige Stops, um die herrliche Aussicht auf den Kanal und die Steilküste, die aus Kreidefelsen besteht und z. T. über 100m zum Meer hin abfällt,  zu genießen.Auf diese Weise war es sogar möglich einige Teile des legendären "Atlantik Walls" aus dem 2. Weltkrieg zu übersehen. Alle paar hundert Meter ragten deutlich sichtbar die mitunter gut erhaltenen, monströsen Bunkeranlagen aus der Landschaft (hier trafen wir übrigens einen Oldenburger R100RS-Fahrer mit seiner Tochter - Herzlichen Gruß an dieser Stelle.

Frühstück im Straßencafé
Frühstück
Blick auf den Kanal
Blick auf den Kanal
Kleine Mutprobe ??
Mutprobe ?
Einer dieser Bunker mit dem makaberen Namen "Batterie Todt" wurde zu einem eindrucksvollen Museum ausgebaut. Leider durften wir hier keine Photos machen (Warum auch immer). Vor knapp 60 Jahren begann man hier mit einem riesigen Geschütz auf England (mehr als 60km entfernt) zu schießen. Dieses Bild weckte ein leichtes Gefühl der Angst vor den Menschen und Trauer um die Menschen damals. Nichtsdestotrotz machten wir uns wieder auf den Weg entlang der Küste (D940) und machten die Erfahrung, daß die französischen Straßenmeistereien z. T. sehr großzügig mit Rollsplitt umgehen (komplette Fahrbahn dick überzogen).  Gegen 18 Uhr kehrten wir für diesen Abend auf einem Zeltplatz in San Vallery ein. Zelt aufbauen, Raviolis kochen und endlich duschen :-)).  ..und ein herrlich kühles Bier in der Zeltplatz-Taverne.
Neben dem Obelisken
 neben dem Obelisken
Der Obelisk an einer Bunkeranlage
Blick auf den Obelisken

3. Tag (26. Juli 1995)
Nachdem wir gegen 12:30 Uhr aufgebrochen waren, versorgten wir uns in einem Tabakladen erst einmal mit Zigaretten und in einem Supermarché mit Lebensmitteln. Kurze Zeit später wurden wir zum ertsen Mal vom Regen überrascht. Es sollte jedoch nur ein kurzer Schauer werden, der uns später die Regenkleidung wieder vollkommen sinnlos erscheinen ließ. Die Sonne lachte uns wieder entgegen und wir fuhren erneut auf "unserer" D 940 in Richtung Tréport und anschließend auf der D 925 nach Dieppe. Immer wider verließen wir die größeren Straßen, um auf kleinere zu wechseln, die einen  wunderschönen Blick auf die Küste mit ihren Felsen zuließen. Über St. Valéry, Fécamp, Goderville und Bolbec bahnten wir uns unseren Weg über klein(st)e Straßen nach LeHavre. Östlich der Stadt überquerten wir eine Brücke. Sie überspannte die Seine-Mündung und ähnelte ein bißchen der Golden-Gate-Bridge. Von hier aus hatte man einen tollen Ausblick auf das Delta.  Unser Ziel war jedoch abermals die Küste und so ging es dann auch über Foulbec (hier rappelte Fetz ein Teil der Tankverkleidung ab = Tank mit Überflüssiger Verkleidung ;-)) ) ab Honfleur und Trouville sur Mer über die D 513 entlang der Küste nach Deauville. In Deauville angekommen überraschte uns genau wie am Morgen leichter Regen. Weil "Bienvenue" ein durchaus vielversprechender Name für einen Zeltplatz war, beschlossen wir also, uns hier für diese Nacht niederzulassen und die schöne Aussicht zu genießen. Kurze Zeit nach unserer Ankunft sah sich jeder von uns dringend veranlaßt, eine längere Dusche zu nehmen. Frisch geduscht und einigermaßen erschöpft wuchs langsam der Durst auf ein kühles Blondes. In der campingplatzeigenen Schenke wurden letztendlich doch vier daraus ;-)) Leicht angesäuselt gingen wir schließlich irgendwann in unser Zelt.

Zigaretten-Pause
Morgendlicher Einkauf. 
     Einer geht rein, 
der andere paßt auf :-))

4. Tag (27.Juli 1995)
In der Nacht fing es an in Strömen zu regnen. Als wir so gegen 9 Uhr aus unserem Zelt krochen, wurde uns schnell klar, daß dieser Tag eine Tauglichkeitsprüfung für unsere Regenkombis werden sollte. Nachdem wir unsere Sachen gepackt, zwei Baguettes mit Thunfisch zum Frühstück verzehrt hatten, ging es dann um 11 Uhr mit Ziel Paris wieder aufs Motorrad. Wie befürchtet hielt der Regen bis zum Abend an. So ließen wir dann  trotz einiger Pausen mit heißem Kaffee am frühen Abend die Ohren hängen. Wir beschlossen uns irgendwo in einem Vorort von Paris (Poissy) eine Jugenherberge zu suchen, um unsere klammen Klamotten trocknen zu können. Die Unterkunft direkt an der Seine entschädigte dann aber ein wenig für das mißratene Wetter. Dusche, Klamotten trocknen, in einem weichen Bett schlafen und vorher noch ein kleines Bierchen in der hauseigenen Bar....

Jugendherberge
Die Jugendherberge in Poissy
Ollie an der Seine
...direkt an der Seine

5. Tag (28.Juli 1995)
Vollkommen erholt stellten wir morgens die Beine aus den typisch weichen Betten. unserere Freude auf die Fahrt in und durch Paris wurde dann noch durch das aufklarende Wetter gesteigert. Die vollkommen durchnäßten Stiefel waren wieder trocken, die Rechnung bezahlt, so ging es auf den Weg nach Paris ( an einem Tabak-laden vorbei ;-) ). Nach anfänglichen Schwierigkeiten fanden wir uns mitten im Pariser Verkehrsgetümmel wieder, in dem wir bis zu unserem ersten Ziel - dem Eifelturm - mitschwammen. Wir parkten also direkt darunter und frühstückten dem Ort entsprechend Baguettes. Nach einigen Minuten blieben einige Touries verdutzt vor uns stehen und sprachen uns zu unserer Verwunderung auf Deutsch wegen des EL-Nummernschildes an. Emsländer!! Da saßen wir unter dem Eifelturm und uns sprechen Emsländer an, die einige Bekannte von uns gut kannten :-)). Nach 'ner knappen Stunde machten wir uns dann wieder in Richtung Arc de Triumph auf. Es dauerte nicht lange und wir fuhren unsere erste Runde auf dem wohl unglaublichsten Kreisverkehr Europas. Mit zunehmender Rundenzahl wuchs unsere Begeisterung für das Verkehrschaos (vermutlich, weil unsere Rundenzeiten immer besser wurden). Raus aus dem Gewühl und den Champs d'Elisee entlang, wo wir dann nochmal so richtig chique amarican-style Essen waren ;-) (nicht ohne Unmutsäußerungen der Polizei übrigens - wir mußten unsere Motorräder umstellen). Gut gestärkt ging es dann aber doch nochmal hoch zum "Kreisel" ;-)), um nach einem kurzen Besuch des Notre Dames Paris wieder zu verlassen. Wir fuhren auf der N2 in Richrung Soissons. Hier irgendwo in der Nähe sollte ein Campingplatz sein, den wir nach X Fragen dann endlich fanden. der Name war Programm, Chateau des Bischer ist ein Campingplatz an einem kleinen Landschlösschen mit Garten und Graben. Wir schlugen also unser Zelt auf, machten uns an die Motorräder und legten uns dann irgendwann nach einem Nachttrunk auf's Ohr.

Wartung beendet
Wartungsarbeiten beendet
..bei Ollie auch :-))
...auch bei Ollie

6. Tag (29. Juli 1995)
Nachdem wir die Nacht teils schnarchend teils im Schlaf redend verbracht hatten, öffneten wir morgens um 9 unsere Zeltpforten. Der Besuch stand bereits vor der Tür - eine Entenfamilie aus dem nahegelegenen Burggraben sah sich hochinteressiert unsere Behausung und Motorräder an. Wir ließen uns jedoch nicht beirren, packten unsere Sachen, frühstückten und machten uns schließlich auf den Weg nach Soisson.

Bei strahlend blauem Himmel genossen wir die gelb schimmernden Weizen- und Roggenfelder links und rechts der kleinen kurvigen Sträßchen. Dörfer wie Laon, Rumigny und Rocroi lagen längst hinter uns als uns kurz vor Montherme endlich das Kurvenfieber packte. Endlich und zum ersten mal hatten die Fußrasten Kontakt zum Teer (äußerst erhebenes Gefühl damals :-)) ). Mit einer Menge "unnützer" ;-) Kilometer mehr auf dem Tacho erreichten wir unseren Zeltplatz in  Montherme. Er lag direkt an einem Fluß, dessen Name uns bereits bei der Anfahrt beschäftigte.....  Wir schlugen also erstmal das Zelt auf und fuhren noch ein wenig durch die nähere Umgebung. Ein bißchen Dreck und ein paar Kurven rundeten den Tag ab.....dachten wir. Auf dem Zeltplatz lernten wir in der Taverne schließlich die Tochter des Platz-Wartes kennen.  Sie war Deutsch-Studentin in Lille und der deutschen Sprache auch soweit mächtig, daß wir uns über dies und das unterhalten konnten und schließlich auf den Flußnamen kamen....... Lautes Gelächter brach aus als sie den Namen des Flusses aussprach --"Möse" (schreibt sich: "Meuse") Vollkommen irritiert sah sie uns daraufhin an. Gentlemenlike bestellten wir noch ein nettes Blondes, genossen und schwiegen :-)). ....

....Fortsetzung folgt



 
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